Weiterführende Informationen
Forderungen des Handelsverband Deutschland zur Bundestagswahl 2025 (PDF-Datei) (164,8 KiB)
Die zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre haben tiefe Spuren hinterlassen. Die ökonomische Schwäche Deutschlands spiegelt sich auch in unserer Branche wider. Hinter uns liegen verlorene Jahre, in denen der unternehmerische Handlungsspielraum immer weiter eingeengt wurde. Es waren Jahre ohne Wachstum. In der Politik braucht es endlich Mut für ein entschlossenes Gegensteuern – es ist Zeit zum Handeln.
Der Einzelhandel braucht einen starken Wirtschaftsstandort mit Rahmenbedingungen, in denen wir unsere gesellschaftlichen Kernfunktionen verlässlich und effizient erbringen können. Als Versorger, Arbeitgeber und als Ort der sozialen Begegnung sind wir systemrelevant. Um angesichts dieser Verantwortung effizient und verantwortungsbewusst handeln zu können, brauchen wir eine Wirtschaftspolitik des Vertrauens in unsere unternehmerische Leistungs- und Innovationskraft. Es ist Zeit für eine Rückbesinnung auf die Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft.
Die Bundesregierung muss den Rahmen so setzen, dass Freiheit und Anreize für Investitionen, für attraktive Innenstadtstandorte und nachhaltige Geschäftsmodelle gesetzt werden. Die Zukunftsfähigkeit unserer Branche entscheidet sich auf mehreren Handlungsfeldern, und sie entscheidet sich jetzt.
Um erfolgreich zu sein, bedarf es einer Stärkung des Standorts Deutschland durch eine deutlich gestiegene Wettbewerbsfähigkeit. Überbordende Regulierungen hingegen führen zu Stagnation und in eine Abwärtsspirale.
Wettbewerbsfähigkeit gewinnen wir durch eine Rückkehr der unternehmerischen Freiheit und des Zutrauens von Politik ins Unternehmertum. Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer. Nicht mehr Regeln sind das Ziel, sondern weniger und bessere Regeln sowie eine verlässliche Rechtsdurchsetzung. Dann können wir uns in einem fairen Wettbewerb mit guten Produkten, guten Preisen und guten Arbeitsbedingungen behaupten.
Digitalisierung und die Gewinnung von Fachkräften müssen dabei Hand in Hand gehen. Denn Menschen machen Unternehmen erfolgreich – als Fachkräfte und als Kunden. Der Handel ist nicht nur drittstärkste Wirtschaftskraft, sondern mit über drei Millionen Beschäftigten und über 150.000 Ausbildungsplätzen auch einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in Deutschland. Für einen zukunftsfähigen Strukturwandel muss die Politik auch für unsere Beschäftigten in den Zukunftsmodus schalten. Deswegen ist die Stärkung der Tarifautonomie so entscheidend.
Digitalisierung wiederum hilft uns, dem Fachkräftemangel zu begegnen und effizient zu wirtschaften.
Um die Lebendigkeit und Vielfalt unserer Handelszentren zu erhalten, brauchen wir breiten politischen Rückenwind. Schnell, unkompliziert und effektiv. Denn jetzt entscheidet sich, wie unsere Städte künftig aussehen werden.
Ein starker Handel sorgt als verantwortungsvoller Akteur für Wachstum, Wohlstand und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Für uns gilt es, den aktuellen Herausforderungen mutig und mit nachhaltigen Lösungen zu begegnen. Die Vorschläge, Forderungen und Handlungsansätze dafür möchten wir mit Ihnen, den Abgeordneten der neuen Legislatur gerne diskutieren.
Unsere Branche blickt nach vorn. Es ist Zeit zum Handeln – jetzt!
Die unternehmerischen Handlungsspielräume wurden in den letzten Jahren durch den Gesetzgeber immer weiter eingeschränkt. Wohlmeinende und isoliert betrachtet sinnvolle neue Verbraucherschutzvorschriften und steuernde staatliche Eingriffe in die Lieferbeziehungen im B2B-Bereich mit dem Ziel, “faire, sozial und ökologisch verantwortungsvolle” Vertragsbeziehungen zu gewährleisten, haben die Vertragsfreiheit auf allen
Ebenen unverhältnismäßig begrenzt.
Die Freiheit des Wettbewerbs wird durch die Eingriffe in die Vertragsautonomie zunehmend in Frage gestellt. Dabei ist die Gewährleistung der Wettbewerbsfreiheit nicht nur ein verfassungsrechtlicher Auftrag zur Sicherung der allgemeinen Handlungsfreiheit (Art. 2 GG), sondern auch eine Verpflichtung aus den EU-Verträgen (Art. 119 AEUV). Diese Vorgaben folgen der Erkenntnis, dass ein freier und funktionierender Wettbewerb Wohlstand schafft und damit nicht zuletzt auch den Verbrauchern zugutekommt.
Eingriffe in die Vertragsfreiheit führen zu Effizienzverlusten, können Marktstörungen verursachen und schaden im Ergebnis den Verbraucherinteressen. Selbst große gesellschaftliche Herausforderungen wie z. B. die Durchsetzung von Nachhaltigkeitszielen sind im Rahmen wettbewerblicher Lösungen eher und mit weniger finanziellem Aufwand zu realisieren als durch staatliche Wirtschaftslenkung.
Die kontinuierlich zunehmende Regulierungsintensität wird dagegen immer mehr zum Problem für den Wirtschaftsstandort Deutschland und den EU-Binnenmarkt. Die Politik muss daher den richtigen Rahmen setzen, damit die Grundprinzipien der Sozialen Marktwirtschaft, des europäischen Binnenmarkts, der
unternehmerischen Freiheit sowie der Souveränität der Verbraucher wieder Beachtung finden. Dies kann nur durch einen konsequenten Verzicht auf neue Regulierung und eine ernstgemeinte Deregulierungskampagne auf nationaler und EU-Ebene erreicht werden.
Der Binnenmarkt ist und bleibt die größte Errungenschaft der Europäischen Union. Nur mit ihm in seiner vollen Funktionsfähigkeit kann die EU im Wettbewerb mit den anderen Weltregionen bestehen.
Die nächste Bundesregierung ist, nach den Versäumnissen der vergangen vier Jahre, gefordert, hier strategische nach vorne gerichtete Weichenstellungen in enger Abstimmung mit den europäischen Partnern vorzunehmen und als Gestalter die zukünftige Europapolitik unter das Vorzeichen der globalen Wettbewerbsfähigkeit zu stellen.
Dazu gehört die Schaffung eines level playing field bei unfairem Wettbewerb aus Drittstaaten genauso wie eine zukunftsgerichtete, kreislauforientierte EU-Textilstrategie, die die Komplexität globaler Lieferketten und Produktionsabläufe berücksichtigt. Territoriale Gebietsbeschränkungen im Binnenmarkt müssen konsequent abgebaut werden. Die Regulierung des Wettbewerbs im B2B-Bereich muss sich am Verbrauchernutzen orientieren.
In einer auf Wettbewerbsfähigkeit ausgerichteten unternehmensfreundlichen EU
➔ ist der Binnenmarkt eine voll funktionsfähige Plattform für Handel, Verbraucher und Wachstum,
➔ werden die Interessen der EU-Unternehmen gegenüber internationalen Wettbewerbern gewahrt,
➔ wird Nachhaltigkeit harmonisiert gedacht, um sicherzustellen, dass Umweltaspekte und ökonomische Interessen im Einklang stehen und für eine langfristig gesunde Wirtschaft sorgen,
➔ wird bestehende und zukünftige Regulierung auf das nötige Mindestmaß reduziert und so gestaltet, dass sie für die Unternehmen und die Produktivität förderlich ist,
➔ wird Digitalisierung und eine anwenderorientierte KI vorangetrieben und für die Transformation der Wirtschaft genutzt,
➔ wird EU-Rechtsetzung effizient, zusammenhängend und transparent gestaltet,
➔ gibt es einen routinemäßigen Wettbewerbsfähigkeits-Check, bevor neue Regulierung vorgeschlagen wird,
➔ wird der Abbau des Berichtswesens auf das notwendige Minimum vorangetrieben, werden EU-Vertragsverletzungen und Protektionismus im Binnenmarkt konsequent geahndet.
Die Herausforderungen für den Standort Deutschland sind aktuell groß. Zuversicht muss wieder an die Stelle von Unsicherheit treten. Dazu kann eine verlässliche Wirtschaftspolitik beitragen, die auf Investitionen statt auf Regulierung setzt und für alle Unternehmen unabhängig von Branche, Größe und Region, bessere Rahmenbedingungen schafft und die strukturellen Probleme wirklich angeht und löst.
Standards in Bezug auf Produktsicherheit, Umwelt- und Verbraucherschutz müssen auch von Marktteilnehmern aus Drittländern eingehalten werden. Deutsche und europäische Unternehmen dürfen im Wettbewerb nicht benachteiligt werden, insbesondere nicht im eigenen Wirtschaftsraum, dessen Gestaltung die Politik in der Hand hat.
Deutschland braucht mehr Neugründungen und erfolgreiche Unternehmensnachfolgen. Die Zahl der Selbstständigen muss wieder steigen. Ohne junge Unternehmerinnen und Unternehmer wird Deutschland die Transformation in Richtung Digitalisierung und Klimaschutz nicht schaffen. Gründungs- und Nachfolgeprozesse müssen gefördert werden und einfach umsetzbar sein. Bereits an Schulen muss für Unternehmertum geworben werden. Wir fordern mehr Vertrauen in die Unternehmen.
Ein weiterer Schlüssel zum langfristigen Erfolg von Unternehmen und Voraussetzung für Wirtschaftswachstum sind gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es muss daher mehr in Bildung investiert werden. Zudem müssen die Arbeitskosten in Form der Sozialversicherungsbeiträge wieder unter die 40%-Grenze sinken. Insgesamt muss Deutschland sein Arbeitskräftepotential nutzen und braucht Menschen, die länger arbeiten sowie eine substanzielle Zuwanderung von Arbeitskräften
Die Innenstädte sind nicht nur das emotionale „Herz der Stadt“. Sie garantieren durch die Versorgungsdichte und -qualität des Handelsangebots den Großteil der Versorgung der Bevölkerung mit Waren aller Art. In Bezug auf die optimale funktionale Mischung, die städtebauliche Qualität, die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsträgern und eine hohe Aufenthaltsqualität bestehen derzeit jedoch in vielen Innenstädten Defizite. Diese gilt es durch Förderung, Mobilisierung von privatem Kapital und zielgerichteten Maßnahmen abzubauen, um den Transformationsprozess hin zu attraktiven, klimagerechten und resilienten Innenstädten zu ermöglichen.
Die Herausforderungen für den Standort Deutschland sind aktuell groß. Unsicherheit ist angesichts von Krisen zum Dauerzustand geworden. Die Unternehmen sind aufgrund hoher Kosten, steigender Belastungen durch immer neue Regulierung und der Anforderungen an die Transformation in Richtung Digitalisierung und Klimaschutz. vielfach am Rande ihrer Belastungsfähigkeit. Bei den Bürgerinnen und Bürgern kommt die Sorge um die konjunkturelle Entwicklung und den Arbeitsplatzerhalt hinzu. In dieser Situation brauchen wir eine starke Wirtschaftspolitik für alle Unternehmen unabhängig von Branche, Größe und Region, um die strukturellen Probleme wirklich angehen und lösen zu können.
Der Einzelhandel leistet als einer der größten Arbeitgeber und Ausbilder in Deutschland heute und morgen einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand des Landes. Die beiden Kernberufe im Einzelhandel „Kaufleute im Einzelhandel“ und „Verkäufer“ – gehören jedes Jahr zu den beliebtesten Ausbildungsberufen in Deutschland.
Der Einzelhandel bildet darüber hinaus hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte in 60 Berufen aus. Mit dem Ausbildungsberuf „Kaufleute im E-Commerce“ und der Fortbildung „Fachwirte im E-Commerce“ setzt die Branche national und international Maßstäbe. Damit die Branche auch morgen noch ausreichend Nachwuchs findet, muss die Attraktivität der beruflichen Bildung mit ihren guten Karrieremöglichkeiten deutlicher hervorgehoben werden.
Außerdem braucht es eine konsequente Optimierung von Familie und Beruf – Deutschland muss endlich auch Weltmeister bei der Kita-Betreuung werden wollen. Ein modernes Arbeitszeitrecht sowie eine effektive und unbürokratische Vermittlung von Flüchtlingen sind ebenso unerlässlich, wie mehr Mut zur Digitalisierung und weniger Berichts- und Dokumentationspflichten im Arbeitsverhältnis.
Die Ursache für die rückläufige Tarifbindung über alle Branchen hinweg ist in Deutschland vor allem der verringerte Gestaltungsspielraum für Tarifvertragsparteien aufgrund einer weiter zunehmenden gesetzlichen Regulierung.
Dies gilt vor allem für die rein politisch motivierte, sprunghafte Mindestlohnanhebung auf zwölf Euro im Jahr 2022, die gänzlich ohne Beteiligung der unabhängigen Mindestlohnkommission durchgesetzt wurde. Mit Blick auf die Tarifbindung war dies fatal und darf sich so nicht mehr wiederholen. Die Arbeit der unabhängigen Mindestlohnkommission hat sich bewährt, sie orientiert sich bei der Empfehlung zur Mindestlohnanpassung alle zwei Jahre nachlaufend an der Tarifentwicklung (§ 9 Abs. 2 MiLoG).
Es muss Aufgabe und das Selbstverständnis der Sozialpartner sein, die Tarifverträge immer wieder aktuellen Herausforderungen anzupassen und dabei - frei von staatlicher Einflussnahme - einen für beide Seiten tragfähigen Kompromiss für eine ganze Branche auszuhandeln. Mehr staatliche Einflussnahme ist hierzu nicht hilfreich, sondern in höchstem Maße kontraproduktiv. Die Tarifvertragsparteien benötigen wieder ausreichend Gestaltungsspielraum, um in Zeiten des digitalen Wandels attraktive Tarifverträge anbieten zu können.
Der deutsche Handel steht vor gewaltigen Herausforderungen: Der Mangel an Fachkräften, die rasante Digitalisierung und der Druck zu mehr Nachhaltigkeit verlangen nach innovativen Lösungen. Technologien können Herausforderungen wie den Fachkräftemangel abmildern und neue Geschäftsmodelle für Händler eröffnen. Damit diese neuen Konzepte florieren können, braucht es einen klaren regulatorischen Rahmen, der Innovation fördert und faire Bedingungen im Binnenmarkt und der Plattformökonomie sichert. Gleichzeitig ist ein praxisnaher Datenschutz nötig, der Unternehmen die Umsetzung erleichtert und Vertrauen schafft. In Zeiten von Polykrisen wird Cybersecurity immer essenzieller, um die digitale Sicherheit der Händler und ihrer Kunden zu gewährleisten. Durch gezielte Digitalförderung unterstützen wir den Mittelstand bei der Transformation. Mit intelligenten und ressourcenschonenden Modellen fördern wir den Weg zu einem nachhaltigeren Handel. Jetzt ist der Zeitpunkt aktiv zu werden und mit dem Handel die Wirtschaft zukunftssicher zu machen.