Nach Meldungen des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen (Medieninformation vom 15. August 2023) stiegen in Sachsen im Wirtschaftsbereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen im ersten Halbjahr 2023 die Unternehmensinsolvenzen, im Ergebnis wurden in diesem Wirtschaftsbereich neben dem Baugewerbe die meisten Insolvenzverfahren festgesellt. Hierzu erklärte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen (HVS), René Glaser, heute in Dresden:
„Die veröffentlichte Statistik des Landesamtes zeigt nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich stirbt der Handel größtenteils leise – Geschäfte werden einfach abgeschlossen, die meisten Schließungen tauchen in keiner Insolvenzstatistik auf. Allein von 2019 bis 2022 haben wir in Deutschland über 40.000 Einzelhandelsstandorte verloren, 2023 werden es prognostiziert weitere 9.000 Geschäfte sein.“
Bereits die Pandemie ging bei vielen Handelsunternehmen an die Substanz, vielfach wurden die finanziellen Reserven aufgebraucht und in der Folge die Krisenresilienz deutlich geschwächt. Nach der Pandemie erreichte die Unternehmen dann die nächste Krise mit insbesondere enormen Kostensteigerungen im Bereich von Strom- und Energie, innerhalb der Lieferketten sowie bei Mieten und Personal, die allesamt aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks und einer stark ausgeprägten Preissensibilität der Kunden nicht ohne Weiteres weitergegeben werden können. Folglich müssen diese Steigerungen durch die Unternehmen überwiegend selbst aufgefangen werden. Parallel hierzu existiert eine auf niedrigem Niveau verharrende Verbraucherstimmung. Das alles bringt viele Händlerinnen und Händler in eine extrem schwierige Lage und verhindert zudem dringend notwenige Zukunftsinvestitionen.
„In Anbetracht der gegenwärtigen Situation der Branche und der wachsenden Herausforderungen müssen in der Politik die Alarmglocken läuten. Ohne einen erfolgreichen Handel haben die Stadtzentren, die auch eine enorme gesellschaftliche und soziale Funktion haben, kaum Zukunftsperspektiven – viele Städte stehen an einem Kipppunkt. In der aktuellen Debatte um eine mögliche Unterstützung der Wirtschaft benötigen wir daher unter anderem einen zielgenauen Ausbau der Förderinstrumente, beispielsweise für Investitionen in die Digitalisierung, und gute Bedingungen für eine Gründungsoffensive. Zudem bedarf es Entlastungen wie einer Absenkung der Stromsteuer und dringend Freiräume für unternehmerische, kreative Ideen. Wir brauchen weniger Bürokratie und nicht immer neue, bis ins letzte Detail geregelte, gesetzliche Vorgaben, die die Unternehmen nicht nur personelle Ressourcen, sondern auch viel Geld kosten“, so HVS-Hauptgeschäftsführer René Glaser abschließend.