Stadtstrukturen der Zukunft

Urbane Produktion auf dem Weg zur Rückkehr in die City

Viele Städte stehen vor der Herausforderung einer neuen funktionalen Mischung z.B. aufgrund der durch verändertes Konsumverhalten nachlassenden Sogfunktion des Handels. Die Folgeerscheinungen sind bereits heute in Klein- und Mittelstädten, aber auch in den Randlagen der Großstädte zunehmende Leerstände, die nicht der üblichen Fluktuation entsprechen.

Es stellt sich die Frage, wie diese Flächen wieder in Wert gesetzt werden können. Neben den stark fokussierten Funktionen Wohnen, Gastronomie, Dienstleistungen und Kultur steht die Rückkehr der Produktion in die Innenstädte in der Wirtschaftsförderung bzw. Stadtplanung bisher kaum auf der Agenda. Dabei war die Innenstadt immer auch ein Ort der Produktion. Zudem lassen Stichworte wie neue Produktionstechniken z.B. im Zuge von smarter Produktion oder Innovationen im aktiven Schallschutz potenzielle Gemengelagen weniger unverträglich erscheinen.

Hierzu passen auch die Empfehlungen des Strategiepapiers Einzelhandel, welches vom Beirat Innenstadt des Bundesministeriums des Inneren für Bau und Heimat (BMI) erarbeitet worden sind: „Im Rahmen der Bauleitplanung sollten die Kommunen, deren Stadtstruktur dafür geeignet ist, die Möglichkeit nutzen, Mindestanteile von Gewerbe zu konkretisieren, so dass die Ansiedlung von Handwerk und innenstadtverträglicher Produktion gesichert werden kann.“

In Bezug auf die bisher unverträglichen Gemengelagen hat der Deutsche Bundestag jüngst beschlossen: „Zur weiteren Unterstützung der vielfältigen Entwicklung und nachhaltigen Nachverdichtung unserer Städte bedarf es der regulatorischen Umsetzung einer Experimentierklausel in der TA Lärm zur Lösung von Lärmschutzkonflikten u.a. beim Heranrücken von Wohnbebauung an geräuschemittierende Anlagen sowie möglicherweise bauplanungsrechtlicher Anpassungen.“

Lange Zeit haben sich nur Handwerksbetriebe mit hohen Margen und geringem Raumbedarf, wie Juweliere oder Optiker, Läden in Innenstadtlagen leisten können. Das ändere sich gerade, so dass wieder Schuhmacher oder Schneider ebenfalls in die Innenstadt zurückkehren. Die Anwendungsfälle für die urbane Produktion sind jedoch vielfältig, von klassischen Gewerbehöfen bis zur Produktion von Produkten mit 3D-Drucker.

Die Metamorphose als Chance begreifen

Für die Zukunft muss also die Frage gestellt werden, welchen Vorteil – welchen Sinn – eine Innenstadt für die Bürger und die wirtschaftlichen und kulturellen Akteure stiftet. Zudem muss gefragt werden, welchen Stellenwert Gesellschaft und Politik den Innenstädten als zentrale Versorgungsstandorte der Bevölkerung in Zukunft zuschreiben. Nach Auffassung des Handelsverband Deutschland (HDE) sind und bleiben die Innenstädte der Standort Nummer 1 in Bezug auf die Versorgung der Bevölkerung, aber auch für Kultur, Freizeit, Bildung und Wohnen. Die dauerhaft nachlassende Sogwirkung des Handels für viele Innenstädte, z.B. durch ein verändertes Verbraucherverhalten, wird die Rahmenbedingungen nachhaltig verändern. Dies sollte jedoch für alle Akteure als Chance begriffen werden, die Metamorphose der Innenstadt für eine verbesserte Multifunktionalität zu nutzen.

”Viele Städte stehen vor der Herausforderung einer neuen funktionalen Mischung z.B. aufgrund der durch verändertes Konsumverhalten nachlassenden Sogfunktion des Handels.“

 

ERFOLGSFAKTOREN:

1. Handwerk und moderne Produktion in den Innenstädten bieten Chancen für Neuvermietungen und Belebung.
2. Experimentierklauseln könnten regulatorische Grenzen reduzieren und neue Möglichkeiten eröffnen.
3. Multifunktionalität ist die optimale Option für die Zukunft.

Michael Reink

Autor:

Michael Reink
Bereichsleiter Standort und Verkehrspolitik
Handelsverband Deutschland - HDE e.V.
Am Weidendamm 1A
10117 Berlin
Tel.: 030 - 72625024
E-Mail: reink@hde.de
www.einzelhandel.de

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied urbanicom
Deutscher Verein für Stadtentwicklung und Handel e.V.
www.urbanicom.de


Präsident City-Management-Verband Ost e.V.
www.cmvo.de

 

Zurück