Nachhaltigkeitsziele definieren

Unternehmer müssen die richtigen Prioritäten setzen

In dieser unüberschaubar komplexen Welt kommen wir insbesondere als Unternehmen nur zurecht, wenn wir die entscheidenden Problemfelder erkennen und auf dieser Grundlage die richtigen Prioritäten setzen. Weil Nachhaltigkeit ein universeller Ansatz ist und im Grunde nur ein anderer Begriff für „langfristig erfolgreiche Unternehmensführung“, ist es folgerichtig, Nachhaltigkeit als universelles Unternehmensziel zu verankern.

In der solide informierten Fachwelt ist es unumstritten, dass Klimawandel, Artensterben und Überdüngung die Probleme sind, die in naher Zukunft über unser globales Überleben entscheiden werden. In den Unternehmensführungen sind Gestaltungsmacht und Know-how konzentriert – deshalb ist es vorrangig an uns Unternehmern, die Initiative zur Transformation der Wirtschaft hin zu „zukunftstauglich“ zu ergreifen.

Das Nachhaltigkeitsziel „Profitabilität“ steht in der Praxis oft ganz oben. Ein/e verantwortlich handelnde/r Unternehmer:in muss hingegen „Gewinnerzielung“ vom Hauptziel zur notwendigen Bedingung herabstufen. Bildhaft gesagt muss Profitabilität wie Brandschutz behandelt werden: Bis zu einem vernünftigen Maß ist sie zwingend notwendig, aber wenn sie gewährleistet ist, sind die wirklich wichtigen Aufgaben an der Reihe!

Biomare hat für sich die primäre Klimaneutralität1 als wichtigstes Ziel identifiziert. Und dieses gehen wir seitdem systematisch an:

  • Jährlich wird eine Klimabilanz erstellt2 . Dadurch kennen wir unsere Emissionsquellen und deren Gewicht.
  • Wir prüfen die technischen Möglichkeiten dafür, die Emissionen je Quelle zu reduzieren.
  • Nachdem wir diese kennen, haben wir anhand von Wirksamkeit, nötiger Umsetzungszeit sowie des nötigen Investitionsvolumens einen Handlungsplan erstellt.
  • Der Handlungsplan wird – wie jeder Projektplan – mit einem Zeitplan, einem Budget und den personellen Zuständigkeiten unterlegt.
  • Daraus errechnet sich ein Reduktionsziel. Biomare wollte seine 2018er Klimalast bis 2024 auf 25 % senken.
  • Ist das betriebliche Reduktionsziel schwächer als es das 1,5 Grad-Klimaziel erfordert, muss der Maßnahmenplan nachgebessert werden. Ggf. müssen nicht klimakonform erzeugte Produkte aus dem Sortiment genommen und ebensolche Verfahren früher als geplant eingestellt werden.

Konkret enthält der Transformationsplan für Biomare folgende Maßnahmen:

  1. Umstellung auf Ökostrom (2004)
  2. Wärmerückgewinnung aus den Kühlanlagen (2010)
  3. Zuschuss zu JobTicket/JobRad für die Mitarbeitenden (2019-20)
  4. Umstellung aller Kälteanlagen auf klimafreundliche Kältemittel (2019-2023)
  5. Umstellung aller Fahrzeuge bis 2,8 Tonnen auf E-Antrieb (bis Mitte 2022)
  6. Erdgas-LKW (2021) mit Bio-Methan betreiben (2022)
  7. eigene klimaneutrale, sektorengekoppelte Energieerzeugung3

”Ein gutes Management erfordert ein systematisches und ergebnisorientiertes Vorgehen. Es liegt also nahe, auch an das Thema Nachhaltigkeit so heranzugehen.“

 

ERFOLGSFAKTOREN:

1. Individuelle Klimabilanz als Grundlage: Emmissionsquellen identifizieren
2. Transformationsplan erstellen: Hier ist gesunder Ehrgeiz gefragt
3. Umsetzen und ggf. nachsteuern: oft geht das auch rentabel

 

Malte Reupert

Autor:

Malte Reupert
Biomare GmbH
Simildenstr. 20, 04277 Leipzig
Tel.: 0341 - 30816910
E-Mail: info@bio-mare.com
www.bio-mare.com 


1 Klimaneutralität bedeutet, dass das Unternehmen in Summe keine Klimalast mehr erzeugt. Primäre Klimaneutralität heißt, dass Kompensationszahlungen zwar geleistet, in der Berechnung aber nicht berücksichtigt werden.

2 Standard für Klimabilanzen ist das „Greenhouse Gas Protocol“ über Scope 1 bis 3. Die Handelsware wird nicht mitbilanziert, dies ist Aufgabe der Hersteller. Bei der Bilanzierung helfen darauf spezialisierte Dienstleister, der Aufwand für unsere erste Klimabilanz betrug 1 AK für ca. 2 Wochen, für die folgenden Bilanzen sinkt der Aufwand.

3 Ziel ist es durch eine gesteuerte Verknüpfung von Photovoltaik, Batteriespeicher, Blockheizkraftwerk, Biogaserzeugung und Wärmespeichertechnik die Verbrauchskurven von Strom, Wärme und Mobilität weitgehend selbst und mit Hilfe von Kooperationspartnern mit einer regenerativen Erzeugungskurve in Einklang zu bringen. Dadurch soll der Energiebedarf des Unternehmens zu 100% regenerativ gedeckt werden.

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