Die Umweltauswirkungen unserer Handlungen beschäftigen inzwischen einen beträchtlichen Teil unserer Gesellschaft. Eine wachsende Anzahl an Menschen prüft mit Sorgfalt den eigenen Lebensstil auf Umweltverträglichkeit mit dem Wunsch zur Vorsorge für die Zukunft und mit der Bereitschaft zum Verzicht. Die Gesellschaft prüft und bewertet Händler:innen und deren Angebote intensiv in Bereichen der Nachhaltigkeit - strukturiert und unstrukturiert, durch Datenbanken, Blogs, Soziale Medien (u. a. greenwatch.ai). Es geht unter anderem um Klimaverträglichkeit, um Plastikfrei mit Ressourcenschonung, um Mehrweg und Zero Waste, um Gemeinwohl und Sozialverträglichkeit, um Tierwohl und Hormonfreiheit. Die Prüfkriterien entwickeln sich mit dem Stand der Technik.
1. Haltung, Offenheit, Zuhören: Ökologisch interessierten, teilweise radikal und unbequem erscheinenden Kund:innen zuzuhören und in einen langfristigen Austausch mit ihnen zu treten kann helfen, die generellen Anforderungen von Übermorgen früh kennenzulernen. Tipp: diese Kund:innen wollen nicht hören, warum etwas (noch) nicht geht.
2. Mobilität und Ankunft im Geschäft: Testen Sie manch- mal den Weg zu Ihrem Geschäft zu Fuß, mit dem ÖPNV und mit dem Fahrrad? Immer mehr Menschen möchten auf das Auto verzichten und Großeinkäufe waren nach unseren Stichproben-Interviews für viele Städter:innen der einzige Grund, noch ein Auto zu besitzen, verbunden mit hohen Kosten und einem schlechten Gefühl. Können Sie ein Lastenrad zum Verleih bieten? Gibt es Lastenrad- Stellplätze? Bekomme ich bei Ihnen Luft für mein Fahrrad? Oder können Sie, z.B. wöchentlich, einen möglichst emissionsfreien Lieferdienst in Ihrem Quartier anbieten? Der Fokus auf diese Themen macht aus Parkplätzen nicht mehr den beschränkenden Faktor.
3. Wasser - unsere wichtigste Flüssigkeit: Werden Sie Refill Station (refill-deutschland.de) und ermöglichen Sie Menschen, bei Ihnen kostenfrei Trinkwasser nachzufüllen. Hydrierte Kunden bleiben länger gesund und kommen öfter zurück.
4. Behälter & Mehrweg & plastikfrei: Darf ich bei Ihnen meinen Behälter mitbringen und auffüllen? Der Verkauf in Großgebinden und Abos gewinnt an Bedeutung, genauso wie Mehrweg-Systeme (z.B. recup.de, vytal.org) und der Megatrend “Circularity”, der viel mehr meint als nur Kreislaufwirtschaft. Für verschiedene Themen gibt es Mehrweg-Enthusiasten, z.B. bei Kaffee (purplebikecoffee.de). In diesem Bereich ist auch das Thema plastikfrei angesiedelt: Einwegkunststoff e werden besonders abgelehnt und der Handel wird für gelistete Produkte in Haftung genommen. Dank wiederverwendbaren Behältern wie z.B. Nepenthes (nepenthes.eco) für Duschbad können Sie Nachfüllbehälter oder sogar Großgebinde in Ihr Sortiment aufnehmen. Tipp: Nehmen Sie für neu zulistende Produkte die Abfrage von Verpackungsmaterial und Verpackungsmenge mit auf und weiten Sie dies auf Bestandsprodukte aus. Ihre Kund:innen werden Sie dafür respektieren und Sie können den Weg Richtung plastikfrei und Zero Waste messbar machen.
5. Reste und DIY: ermöglichen Sie die Abholung von Resten? Menschen machen sich teilweise viel Mühe, um etwas für gute Ressourcennutzung zu tun. Ermöglichen Sie Reste-Abholung, die Verwertung von Holzboxen, oder das Anzüchten von Samen aus Obst und Gemüse in Kleingärten und Gemeinschaftsgärten durch Kennzeich- nung von vermehrungsfähigen Sorten und Sie werden Ihr Geschäft nicht schädigen, sondern nachhaltig erweitern.
6. Fairness und Transparenz erlebbar machen: Fairtrade ist engagierten Kund:innen nicht genug. Sie wollen genau wissen, von wem ihre Produkte stammen. Tip-me (tip-me.org) zeigt, wie wenige Cent extra an Erzeuger:innen gehen müssen, um ihr Gehalt zu vervielfachen - und strebt eine Umsetzung an.
7. Klima: Der Weg zur CO2-Positivität beginnt meist mit Kompensationsansätzen, die nicht sehr teuer sein müssen (es gibt viele Anbieter, z.B. die Dresdner Stiftung Wilderness International, wilderness-international.org). Bald danach taucht die Frage nach CO2-Einsparungen auf und die Umstellung auf einen klimaneutralen Betrieb fällt leichter, wenn umgebaut/neu gebaut wird. Doch im Bau entstehen sehr große Emissionen und Ressourcenverbrauch - hier auf klimaschonende und modulare Bauweisen für Wiederverwendung zu achten, ist wichtig aber auch fallabhängig.
Autor:
Martin Jähnert
Geschäftsführung Impact Hub Leipzig GmbH
und Organisator des “Plastathon”
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